Sonntags Post #3 / 15 – REFUSED ARE NOT FUCKING DEAD AT ALL (Über mich und meine Lieblingsband und mein Verhältnis zur Musik im Allgemeinen

Ich habe hier eigentlich noch nie über Musik geschrieben. Warum? Ganz einfach, weil ich mir nicht anmaße darüber zu urteilen, da ich null Kompetenz in dieser Hinsicht besitze, sogar weitaus weniger als im filmischen Bereich. Denn einen Hauch filmischen (Fach)Wissens habe ich mir wenigstens selbst angeeignet, nicht zuletzt dank des Blogs. Mit Musik ist es anderes. Da bestand nie Interesse meinerseits diese Kunst tiefer zu ergründen. Darum war es mir immer unangenehm hier darüber zu schreiben, obwohl ich es schon ein paar mal gerne getan hätte. Ich bin und bleibe ein komplett unmusikalischer und nicht an Musik als Wissenschaft interessierter Mensch. Zeiten ändern sich bekanntlich und manchmal tritt Musik in ein Menschenleben die einen regelrecht zwingt über sie zu schreiben, nicht darüber wie gut oder schlecht sie ist, sondern darüber wie viel sie einem bedeutet und welche großartigen Gefühle sie auslöst. Ich werde versuchen nicht auszuschweifen und meine Gefühlsausbrüche im Zaum zu halten, denn zu lange Texte nehmen momentan zu viel Zeit in Anspruch, die ich gerade nicht habe. 

Ich und die Musik im Allgemeinen

Dieses Verhältnis ist ein rein emotionales. Die Musik und ich sind quasi ein Liebespaar, keine Freunde, und auch keine Arbeitskollegen. Wir lieben uns bedingungslos, auch wenn wir nicht vom selben Stern sind. Klingt romantisch, ist es auch. Wir steigen quasi nur miteinander ins Bett und wissen sonst nichts übereinander, und haben uns auch ansonsten nichts zu sagen. Das war schon immer so und wird auch für immer so bleiben. Wir haben das geklärt. Beide Seiten können gut damit leben.

REFUSED

Refused ist meine absolute Lieblingsband. Wie so oft, war es bei Refused auch so, dass ich sie erst zur Lieblingsband auserkoren hatte als es sie gar nicht mehr gab. Anders als bei meinen anderen Lieblingsbands Nirvana und Sublime, lag es bei Refused zum Glück nicht daran dass der Sänger tot war. Trotzdem war es klar, dass es Refused nie wieder geben wird. Sie gingen damals mit Würde und als es am schönsten war … am Höhepunkt ihrer Karriere, denn sie wollten ihren Fans ihre politischen Ziele vermitteln, sie wollten nie den gehaltlosen Hype. Weltverbesserer eben. Mit der Doku „Refused Are Fucking Dead“ (die mir übrigens Krokodilstränen in die Augen getrieben hat) haben sie diesen Satz begründet („Refused Are Fucking Dead“ ist übrigens auch mein absoluter Lieblingssong). Doch wie das Leben so spielt, und es spielt am liebsten das Spiel: Sag niemals Nie … sind Refused 17 Jahre nach „A Shape of Punk to Come“ wieder da … mit einem neuen Album. Ich bekomme immer noch Herzklopfen bei diesem Gedanke. Meine große Liebe, neu entfacht. Ich hatte wirklich nicht mehr damit gerechnet, nicht einmal nach der kleinen Reunion Tour 2012.

A Shape of Punk to Come

… ist das perfekteste Album ever. Da möchte ich aber auch nicht zu sehr ins fachmännische Detail gehen, nur eine kleine Anekdote erzählen. Dieses Album hat mir nämlich eines der schönsten Momente meines Lebens beschert. Und zwar habe ich mir damals, vor vielen Jahren nichts sehnlicher gewünscht (außer einen DeLorean … ich habe soeben beschlossen, dass ich ab sofort in jedem meiner Artikel mindestens einen DeLorean verbauen muss! Challenge accepted!) als dieses Album auf Vinyl. Das war natürlich vergriffen und nicht mehr zu bekommen. Und da Refused fucking dead waren, hatten es die Plattenpressmenschen auch nicht so eilig neue Platten, für solche Spätzünder wie mich, zu bespielen. Überhaupt war das eine Zeit in der Vinyl nur wenig Anklang fand, und nur echten Musikliebhabern am Herzen lag. Ich hatte selbstredend die CD, doch das ist nicht annähernd das Selbe. Dann an einem Weihnachen vor vielen Jahren lag etwas Langspielplattenförmiges unter dem Baum. Mein Mann hatte keinen Mühen und Kosten gescheut und hat mir tatsächlich das geliebte Vinyl aufgetrieben. Irgendwo in Kanada hatten sie noch eine Originalplatte herumliegen. Ich habe gigantische Freudentränen geheult. Ein paar Tage später, wie der Zufall es so will, kam tatsächlich eine Neupressung auf den Markt, die man ganz einfach bei Amazon bestellen konnte. Kaum zu glauben, dass es solche Zufälle gibt. Aber egal. Ich habe nicht nur die originale Erstpressung im Plattenregal stehen, sondern auch diese unbezahlbare Erinnerung, die meine Liebe zu meinem Mann ins unendliche gesteigert hat.

LIVE in Concert

Ich hatte 2012 die Chance Refused im Zuge ihrer Reunion Tour zu sehen, habe es aber vermasselt, was ich natürlich bitter bereut habe. So bitter, dass man diese Tatsache NIEMALS im meiner Gegenwart erwähnen darf, wenn man einen Heulkrampf vermeiden will. Da macht die selbst für tot erklärte Lieblingsband eine Reunion, nur für eine kleine Welttour und was mache ich, das Unaussprechliche, ich verpasse sie! Das ist unsagbar fürchterlich. Ich hatte es schon verdrängt, fast damit abgeschlossen, und es im tiefsten Inneren vergraben, doch Refused haben mich scheinbar nicht vergessen. Sie haben unglaublicher Weise sogar ein neues Album auf den Markt gebracht, was heißt, dass sie auch wieder auf Tour sind. Jetzt müssen sie nur noch in halbwegs erreichbare Nähe kommen … denn ich verdiene eine 2 Chance!

Und nun, wie ist das NEUE ALBUM?

Das ist spitzenklasse. Ich höre es rauf und runter und empfinde dieses Verliebsein, fühle mich gut aufgehoben und Zuhause. Ich genieße das kleine Wunder in vollen Zügen, und kann immer noch nicht glauben dass REFUSED tatsächlich noch ein Album herausgebracht haben. Sie sind sich sogar sehr treu geblieben, und auch die riesengroße Erfahrung die sie in diesen 17 Jahren in anderen Bands (The (International) Noise Conspiracy, The Lost Patrol, INVSN, …) gesammelt haben, hört man.

Auch zum neuen Album gibt es eine kleine Anekdote. Folgendes Szenario: Der Mann liegt mit dem Sohn auf der Krabbeldecke und sucht gerade die passende Musik dazu aus … ich gerade am Milchabpumpen (die denkbar unpassendste Situation für solch große Neuigkeiten), als er (als wäre es NICHTS!!) zu mir sagt: „Ach schau, Refused haben ein neues Album.“ „Was? Wer? Refused? Hast du Refused gesagt?“ „Ja. Refused“ „Ein Best-Of oder was?“ „Nein neu.“ „Und das sagst du mir so zwischen Tür und Angel? So unvorbereitet … in so einer unpassenden Situation. Du bist vielleicht krass drauf!“ Dann lies er es einfach laufen. Das war etwas taktlos. Ich war doch noch gar nicht soweit … Ich musste die Nachricht erst sacken lassen, bevor das große Werk bewusst und in Ruhe durch mein Hörorgan direkt in mein Herz darf. So war unser Wiederhören, nach so vielen Jahren, leider etwas plötzlich und sehr überraschend. Ich konnte nicht mal vorher duschen und mir was schickes anziehen …

Liebe Freunde der guten Musik … die Nachricht des Jahres lautet …

… Refused are NOT fucking dead. Not anymore.

26 Gedanken zu “Sonntags Post #3 / 15 – REFUSED ARE NOT FUCKING DEAD AT ALL (Über mich und meine Lieblingsband und mein Verhältnis zur Musik im Allgemeinen

  1. Schön, dass du auch einmal über Musik geschrieben hast – samt schönen persönlichen Geschichten dazu. Klasse! Refused ist bisher übrigens an mir vorübergegangen, obwohl ich durchaus eine Punk/Hardcore-Zeit hatte. Immerhin deine anderen beiden Lieblingsbands hatte ich damals ausgiebig gehört. Neugierig bin ich nun auf jeden Fall und werde bestimmt einmal in Refused reinhören! 🙂

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  2. wieso hast du null Kompetenz? hörst du keine Musik oder hast du keine Plattensammlung bzw. CD – Sammlung?
    JEDER der Musik hört, hat auch einen gewissen Grad an Kompetenz.

    vielleicht sollte man mal eine Musik – Blogparade machen 😉

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    1. Doch das schon, aber wenn ich schon über etwas schreibe, dann möchte ich nicht nur schreiben das und das gefällt mir. Ich möchte auch begründen können warum … Und das kann ich bei Musik nicht, bei Filmen schon. Ich höre einen Song und er gefällt mir … das ist schon meine ganze Kompetenz. 😉

      Musik-Blogparade ist ne tolle Idee. Da wäre ich vermutlich dabei. 😉

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      1. Vielleicht habe ich ja eine Idee zu solch einer Parade 😉
        Musikstöckchen habe ich bei mir schon mehrere… glaube ich.

        Der Grund, warum dir ein Song gefällt, ist dopch schon eine gewisse Kompetenz… Sound, Text, etc…

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      2. Da bin ich ja mal gespannt ob da noch eine Parade kommt. 🙂
        Ja. Ein bisschen kompetent bin ich dann vielleicht doch. 😉

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  3. Ich bin baff! Du beschreibst exakt mein eigenes Verhältnis zur Musik und zum Über-Musik-Schreiben. „Wir lieben uns bedingungslos, auch wenn wir nicht vom selben Stern sind.“ Genau so ist es auch bei mir. Und genau das lässt mich immer mal wieder zögern, über Musik zu schreiben, aber man kann sich ihr ja auch auf so schöne andere Weisen nähern als analytisch. Z.B. so, wie du es hier tust, ganz persönlich. Bitte gerne öfter!

    Und obwohl sich meine Lieblingsband nicht getrennt hat, warte ich nun auch schon seit 9 Jahren auf ein neues Album und wenn es dann endlich kommt (sie arbeiten daran!), dann werde ich vielleicht nicht so überrumpelt sein wie du, es aber ansonsten sicher auch ähnlich erleben. Filme sind natürlich super, aber Musik birgt noch mal ihren ganz eigenen Gefühls- und Erlebensschatz.

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    1. Jetzt wo du es sagst … Stimmt. Man kann seine Leidenschaft auch anders als fachlich beschreiben. Ich bin mir nur nicht sicher ob es den Leuten was bringt, wenn ich das auf die Art mache. Vielleicht wollen sie lieber begründet haben (fachlich) was denn nun so gut ist an dieser Platte. Aber auch hier heißt es wieder … man schreibt ja für sich und das wonach einem ist.

      Ich freu mich auf jeden Fall sehr, dass du soviel damit anfangen konntest. Darum werde ich gerne wieder (auf diese Art) über Musik schreiben. 🙂

      „Filme sind natürlich super, aber Musik birgt noch mal ihren ganz eigenen Gefühls- und Erlebensschatz.“ Ganz genau! ❤

      Nun die große Frage: Welche ist denn deine Lieblingsband?

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      1. Meine Lieblingsband ist Tool. 🙂

        Fachliche Analysen sind schon interessant, aber am beeindruckendsten finde ich immer noch Musik- oder Filmkritiken, die das Werk auf besonders anschauliche und erkenntnisreiche Weise beschreiben. Dazu braucht es gar nicht unbedingt Fachbegriffe. Und ich nehme an (oder hoffe), dass das viele andere Leser_innen auch so sehen.

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      2. Tool sagt mir was. Muss ich mir jetzt mal genauer anhören. 🙂

        Kann gut sein, dass man mit der Filmliebhaberleserschaft eh das Richtige Publikum für sowas hat … zumindest sind sie fachlich weniger anspruchsvoll.

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  4. Ganz ehrlich: für solche mit literweise Herzblut verfassten Artikel wie diesen lasse ich lachend jeden mit der ganzen Wucht musikalischen Fachwissens vollgestopften Musikversteherbeitrag links liegen. Und jetzt hab ich furchtbar Bock um kurz vor elf Uhr nachts meine Nachbarn mit dem Überknaller „Tannhäuser / Derivè“ aus dem Hause Refused bekannt zu machen. Ob die das wollen oder nicht *eg*

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    1. OH DANKE. Wie lieb von dir!!! ❤ ❤ ❤ Ich liebe Tannhäuser über alles. Das versetzt mich immer in andere Dimensionen. 😀 Ich hoffe deine Nachbarn haben den Nächtlichen Überfall gut überstanden. 😉

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      1. Da nebenan noch ein Actionfilm am Werk war, kam bei mir kein Mecker an. Mein Gewummer wurde wohl für die Zimmerflak von Nachbars gehalten *gg*

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      1. Das hast mich echt ins grübeln gebracht…eigentlich ist Nine Inch Nails meine Lieblingsband, aber irgendwie bin ich innerhalb des letzten Jahres für FNM ein wenig mehr ins Extrem gegangen. Vielleicht, weil es dafür einfach die perfekte Zeit ist. Hmmm…Du hättest übrigens im Artikel mehr auf die Schönheit vom Dennis eingehen können.^^ Und falls du spontan in den USA vorbeischneist für FNM/Refused in Concert, dann nimm mich mit!^^

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      2. Ja das stimmt. Das habe ich irgendwie ganz vergessen, und das obwohl er mich optisch auch sehr anspricht. 😀 Ihn habe ich aber zumindest mal in echt gesehen auf einem Lost Patrol Band Konzert, in ganz kleinem Kreise. Supersympathischer Typ, nicht nur extrem gut aussehend. ❤ Sollte ich mich spontan dazu entscheiden, bist du die Erste die davon erfährt. :*

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      3. Aaaaawwwweee, das war bestimmt schön. Je kleiner die Locations, desto feiner. Also sympathisch, hübsch, politisch auf der richtigen Seite, toller Kleidungsstil, große Plattensammlung und auch noch Veganer. Vielleicht braucht er ja noch jemanden der seine Platten hütet. Oder so. Dann wäre ich endlich wieder mal in Schweden.

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      4. Ja das ist wunderbar wenn man das schafft die Band in kleinem Rahmen zu erwischen!!! Haha. Das wäre ein Job hey. Ich würd einfach mal ne Blindbewerbung dahin schicken.

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