Aus meinem Kopf – DER BERG

Ich sehe aus dem Fenster und sehe den Berg, mal grün und saftig, wie er seinen Kopf in die Wolken streckt. Mal sehe ich ihn weiß angezuckert, wie er vor Kälte zittert. Ich und mein Berg, der mein Fenster füllt, sind uns schon so vertraut. Selbstverständlich und trotzdem immer wieder besonders. Ich sehe ihn jedes Mal wenn mein Blick das Fenster streift. Habe ihn noch nie übersehen. Und auch wenn es nicht den Eindruck macht, ich bin kein Freund der Berge. Ich bewundere und verehre Berge, aber ich liebe unendliche Weiten und das wohlige Gefühl, wenn die Sonne am Ende des Tages den Boden küsst und sich meine Füße irgendwie warm anfühlen. Berge sehen nur auf mich herab. Mein Berg ist anders. Er ist höflich und nett. Er wünscht mir täglich einen guten Morgen. Wir sind Freunde und Nachbarn. Ich mag ihn. Trotzdem stelle ich mir manchmal vor wie es wäre, wenn nicht er in meinem Fenster wohnen würde, wenn anstelle in den Berg zu schauen, meine Augen in unendliche Weiten blicken würden, und sich auf dem Horizont ausruhen könnten. Ich hätte jeden Abend warme Füße und es wäre mir auch warm ums Herz. Vielleicht aber, würde ich meinen Berg vermissen, seinen Kopf in den Wolken und sein zuckriges Winterantlitz. Ist es das Vertraute was mich glücklich macht, oder träume ich von Dingen bei denen mir ein tief verborgenes Gefühl sagt, dass sie gut für mich wären? Ich weiß es nicht. Ich weiß aber, dass es niemals einen Morgen geben wird an dem ich zum Fenster sehen werde, und mein Berg nicht mehr da sein wird. Eher werde ich nicht mehr da sein, um aus dem Fenster zu sehen.

13 Gedanken zu “Aus meinem Kopf – DER BERG

  1. Was für dich der Berg ist, war für mich jahrelang ein einsames Hochhaus direkt vor meinem Fenster 😀 dem habe ich dann irgendwann mal eine komplette Foto-Reihe gewidmet 😀

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  2. Oh das hast du wirklich schön geschrieben. Sehr poetisch.

    Aber deine Abneigung gegenüber Bergen kann ich nicht nachvollziehen. Ich fühle mich nirgendswo so geborgen wie in den Bergen. Unendliche Weiten? Das fühlt sich so schutzlos an.

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    1. Oh danke Frau Autorin. 🙂

      Ich glaube es kommt immer darauf an wie man aufwächst. Da wo ich meine Kindheit verbracht habe, gab es nicht mal Hügel. 🙂

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  3. Wollte ich auch grade sagen. Das klingt nicht wirkich nach jemanden, der keine Berge mag. Zumindest scheinst du aber klarstellen zu wollen, dass du diese Gegend nicht verlassen willst.
    Steht denn so etwas zur Debatte?

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    1. Ach wie schön. Genau das wollte ich mit dem Text ein bisschen erreichen. Man soll ja unterschiedliches reininterpretieren können. Ich drücke mich sehr gerne unklar aus. Wie Frauen eben sind. 😀 Tatsächlich ist es so, dass ich etwas über meinen Hausberg schreiben wollte und während des Schreibens festgestellt habe, dass es etwas gibt das ich mehr liebe als Berge … Wie man aufwächst, so liebt man es.

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      1. Meistens jedenfalls. Ichbin im Flachland Richtung küste aufgewachsen und die Jahre in Bayern haben aus mir einen fest Intregierten gemacht 😆 Ich gehe hier nicht mehr weg. Ich liebe Bayern auch wenn mir ab und an mal die Seeluft fehlt.

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      2. Haben wir mal drüber gesprochen? Ich hab da irgendeine Lücke. Wie weit oder nah sind wir denn Nachbarn? Ich wohne ja in der Nähe des Münchner Flughafens.

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      3. Nein, ich glaube noch nicht. Ca. 2 Stunden Autofahrt liegen zwischen uns. Ich lebe ganz nah am Bodensee, österreichische Seite.

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