Durch das Lesen dieses Buchs ist mir eine Sache etwas klarer geworden. Und zwar weiß ich jetzt ein bisschen genauer, was ein Buch haben muss, damit es mich mitreißt. Neben der Tatsache, dass ich idealerweise etwas daraus lernen möchte, sollte dringend auch eine aktive Handlung stattfinden. Blumen für Algernon ist ein gutes Buch, aber der Umstand, dass sich der gesamte Inhalt auf geistiger Ebene abspielt, hat mich zwar intellektuell stimuliert, aber gefesselt hat es mich leider kaum.
Der Inhalt
Charly, ein geistig zurückgebliebener Mann, unterzieht sich einer Operation am Hirn, wodurch er immer klüger wird. Das Buch ist zur Gänze aus Charly’s Perspektive, in Form von wissenschaftlichen Berichten über den Fortschritt, geschrieben worden, was es zu einer sehr persönlichen Lektüre macht.
Was habe ich erwartet?
In dem von mir zuletzt gelesenem Buch Everything, Everything ist Blumen für Algernon das Lieblingsbuch der Protagonistin, was ein Wahnsinns Zufall ist, und nicht der Grund warum ich das Buch lesen wollte. Der Grund ist nämlich der … klick. Auf jeden Fall beschreibt sie (die Protagonistin in Everything, Everything) das Buch als sehr traurig und berührend, was es durchaus sein kann, wenn man es schafft sich davon mitreißen zu lassen.
Wie fand ich das Ganze?
Wie vorhin schon angerissen, habe ich mir VON MIR mehr erwartet, aber ich möchte diese Tatsache an dieser Stelle gar nicht so groß ins Gewicht nehmen. Denn nicht das Buch ist das Problem, sondern ich und meine ewige Suche nach dem Lieblingsbuch. Das hier ist es nämlich auch nicht … Aber es ist gut, wirklich gut. Es passt eigentlich alles, außer dass es wohl nicht ganz meiner rein subjektiven Vorstellung von einem sehr guten Buch entspricht.
Man begleitet Charlie durch seinen persönlichen Alptraum, als er anfängt zu begreifen was ihm in der Vergangenheit alles widerfahren ist. Ihm wird endlich bewußt, dass er als er noch retardiert war, schlecht, gar unmenschlich behandelt wurde. Diese plötzliche Intelligenz, die ihm geschenkt wurde ist Fluch und Segen zugleich.
Würde ich das objektiv bewerten, als quasi Buchkritikerin, würde ich sagen, es ist so wie es ist perfekt. Es erfüllt alle Kriterien, die es erfüllen muss und man bekommt auch das was man laut Inhaltsangabe erwartet. Was will man mehr? Nichts … wenn man nicht ich ist. Aus meiner subjektiven Sicht sieht das ganze etwas anders aus. Mich hat der wissenschaftliche, wie auch der psychologische Aspekt (bzw. genau diese beiden Gegensätze zusammen) fasziniert und auch überzeugt. Es hat sich alles richtig angefühlt, nicht zuletzt weil Daniel Keyes auch Psychologische Fachbücher verfasst hat. Ich bin froh das Buch gelesen zu haben, aber … das ‚aber‘ eben. Ich kann nicht behaupten, dass es mich aus den Schuhen gerissen hat, ich habe diese vorausgesagten Emotionen nicht empfangen. Es hat mir nicht ein einziges Tränchen entlocken können. Es hat mich zu Gänze kalt gelassen. Warum auch immer, ist es an meinem Gefühlszentrum vorbei und direkt in den Verstand geschlittert. Fachlich beeindruckend, Gefühlsmäßig aber komplett an mir vorbei. Ich kann mir nicht erklären warum das so ist, zumal es ein Buch ist, das gleichermaßen Gefühle und Verstand ansprechen müsste. Einmal mehr der Beweis dafür, dass die Gefühlswelt des Menschen unergründlich ist.
Wenn nicht das, was trifft dann mein Gefühlszentrum? Ich suche weiter. Auf geht’s in ein neues Buchabenteuer.
Details zu meiner Version des Buches
Taschenbuch: 299 Seiten
Verlag: Klett-Cotta; Auflage: 4. Aufl. (21. März 2015)
Sprache: Deutsch
Das Buch wurde schon verfilmt
Titel: Charly
Produktionsland: Vereinigte Staaten
Erscheinungsjahr: 1968
Länge: 103 Minuten
Regie: Ralph Nelson
Cliff Robertson bekam für seine Rolle als Charles Gordon den Oscar als bester Schauspieler.
Ich kann es nachvollziehen, wie du es empfindest, geweint habe ich auch nicht. Aber es hat mich fasziniert und ich fand es wirklich gut. So gut, wie in den vergangenen zwei Jahren nur wenig andere Bücher. Mein Buchgeschmack ist ziemlich breit, aber richtig gefallen haben mir in jenen zwei Jahren zb noch Fabian von Kästner, Das kunstseidene Mädchen von Kneun und – ganz anders – Ready Player One und The girl with all the gifts. Lieber gruß
LikeGefällt 1 Person
Danke nochmal für den Tipp. 🙂 Fabian und Ready Player One stehen auch schon auf der Liste . Die anderen werde ich sofort mal googeln und dann vermutlich der Liste hinzufügen. 😉 Ich danke dir. Ich nehme Buchtipps immer gerne entgegen.
LikeLike
Das mit dem „Kalt gelassen“ kann ich ein bisschen nachvollziehen… es ist schon sehr viel beobachtender geschrieben als man es von einem Ich-Erzähler erwartet hätte. Die Gefühlsebene geht dabei wirklich ein bisschen verloren. Dennoch ist es ein äußerst interessantes Buch, das man einfach mal gelesen haben muss.
Falls du noch was Neues suchst, kann ich „Slaughterhouse Five“ durchaus empfehlen. Das habe ich damals so knapp nach Algernon gelesen und fand es verdammt gut 😀
LikeGefällt 1 Person
Ach das ist es. Du hast es erfasst. Es ist wirklich zu wenig subjektiv für eine Ich Erzählung … wahrscheinlich weil es Berichte waren von denen Charly wußte, dass sie von Anderen gelesen werden.
Slaughterhouse Five klingt großartig. Wird vorgemerkt.
LikeLike
Ja, ich denke mal auch, dass es in gewisser Weise so gewollt war. Und das Buch ist ja auch, wie du schon sagst, immer noch faszinierend zu lesen, aber es fehlt dann doch das gewisse Etwas 😀
Slaughterhouse Five fand ich echt super. Da soll es ja auch eine etwas ältere Verfilmung geben, die recht gut sein soll. Die muss ich mir auch noch vornehmen.
LikeLike